Soll- und Ist-Versteuerung bei der Umsatzsteuer

Headerbild Steuerglossar Soll-Ist-Versteuerung. Frau zieht 50 EUR Scheine aus einem Geldbeutel.
Inhalt

Die Begriffe Soll-Versteuerung und Ist-Versteuerung sind für Unternehmer wichtig, wenn es um die Abführung der Umsatzsteuer geht. In diesem Artikel erklären wir leicht verständlich, worin der Unterschied liegt, wer die Ist-Versteuerung nutzen darf und wie sich die Wahl auf deine Liquidität auswirkt.

 

Was bedeutet Soll-Versteuerung?

Bei der Soll-Versteuerung (auch „Versteuerung nach vereinbarten Entgelten“) wird die Umsatzsteuer sofort mit der Rechnungsstellung fällig. Das bedeutet, dass der Unternehmer die Umsatzsteuer bereits an das Finanzamt abführen muss, auch wenn der Kunde noch gar nicht bezahlt hat.

Beispiel: Ein Unternehmer stellt am 1. März eine Rechnung über 1.000 € zzgl. 190 € Umsatzsteuer. Die Zahlung erfolgt erst im Mai. Dennoch muss die Umsatzsteuer in der Umsatzsteuervoranmeldung für März gemeldet und abgeführt werden.

 

Was bedeutet Ist-Versteuerung?

Bei der Ist-Versteuerung („Versteuerung nach vereinnahmten Entgelten“) muss die Umsatzsteuer erst dann abgeführt werden, wenn der Kunde die Rechnung bezahlt hat. Diese Regelung hilft vor allem kleinen Unternehmen, da sie nicht in Vorleistung gehen müssen.

Beispiel: Gleiches Szenario: Rechnung vom 1. März über 1.000 € zzgl. 190 € Umsatzsteuer, Zahlung im Mai. Die Umsatzsteuer wird erst im Mai fällig und in der Umsatzsteuervoranmeldung für Mai gemeldet.

 

Wer darf die Ist-Versteuerung anwenden?

Nicht jeder Unternehmer kann automatisch die Ist-Versteuerung nutzen. Die Voraussetzungen sind (Stand 2025):

  • Jahresumsatz unter 800.000 € im vorangegangenen Kalenderjahr, oder
  • Freiberufler, oder
  • Unternehmer ohne Buchführungspflicht nach §148 Abgabenordnung (AO)

 

Die Ist-Versteuerung muss beim Finanzamt beantragt und genehmigt werden.

 

Vorteile der Ist-Versteuerung

  • Bessere Liquidität: Steuerzahlung erst nach Geldeingang
  • Kein Risiko bei später oder gar nicht zahlenden Kunden
  • Besonders vorteilhaft für kleinere Unternehmen und Selbstständige

 

Nachteile der Soll-Versteuerung

  • Umsatzsteuer muss auch ohne Zahlungseingang abgeführt werden
  • Kann zu Liquiditätsengpässen führen
  • Zusätzlicher Buchhaltungsaufwand bei offenen Forderungen

 

Fazit

Die Entscheidung zwischen Soll-Versteuerung und Ist-Versteuerung beeinflusst direkt den Zeitpunkt der Steuerzahlung und somit die Liquidität deines Unternehmens. Kleinunternehmer und Freiberufler sollten prüfen, ob sie zur Ist-Versteuerung berechtigt sind und diese beim Finanzamt beantragen, und zwar zum Beispiel im Fragebogen zur steuerlichen Erfassung zu Beginn deiner Selbstständigkeit.

Tipp: Bei Neugründung oder im Kleingewerbe kann die Ist-Versteuerung ein echter Vorteil sein. Bei Unsicherheiten hilft ein Steuerberater weiter oder ein Blick in §13 und §20 UStG.

In Buchführungsprogrammen solltest du die Art der Versteuerung hinterlegen. Das Programm berechnet auf dieser Grundlage deine Umsatzsteuerlast.

Steuer-Glossar

Im Steuer-Glossar für Selbstständige findest du verständliche Erklärungen zu wichtigen Begriffen rund um Buchhaltung und Steuern – von A wie Abschreibung bis Z wie Zu- und Abflussprinzip. Ideal, wenn du Begriffe schnell nachschlagen und Zusammenhänge besser verstehen willst.

Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Teile den Beitrag!

Barbara Kutzka, Steuerberaterin, sitzt am Schreibtisch vor einem Laptop.

Hey, ich bin Barbara – Steuerberaterin und Geschäftsführerin der TaxLounge Consulting GmbH. Und ja, auch wenn es viele nicht verstehen: Ich liebe Buchhaltung!

Mein Weg begann vor 30 Jahren mit einer Ausbildung zur Steuerfachangestellten. Seitdem begleiten mich Buchhaltung und Steuern jeden Tag – und ich weiß, wie herausfordernd sie für Selbstständige sein können. Die vielen Vorschriften machen es oft unnötig kompliziert.

Genau deshalb findest du hier im Blog praktische Tipps, die dir helfen, den Steuerdschungel zu durchblicken. Denn Buchhaltung und Businessplanung sind nicht nur wichtig für dein Unternehmenswachstum – sie dürfen sich auch leicht anfühlen und sogar Spaß machen!

Neueste Blog-Artikel
Kategorien
Mockup Checkliste Rechnungen
Rechnungs-Checkliste: Deine Rechnungen im Griff!

Bist du sicher, dass deine Rechnungen alle gesetzlichen Pflichtangaben enthalten? Mit meiner kostenlosen Rechnungs-Checkliste kannst du in nur 5 Minuten überprüfen, ob deine Rechnungen vollständig sind. 

Lade dir jetzt die Checkliste herunter und hake das Thema Rechnungen entspannt ab!