Bin ich gewerblich oder freiberuflich tätig?  

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Wenn du dich selbstständig machst, stellt sich bei Gründung die Frage: Bin ich eigentlich gewerblich oder freiberuflich tätig? Die Antwort darauf ist entscheidend – denn sie bestimmt, ob du ein Gewerbe anmelden musst und welche Steuern auf dich zukommen. 

 

Freiberuflich oder gewerblich – was ist der Unterschied?

Freiberufler

  • Freiberufler üben eine sogenannte selbstständige Tätigkeit aus, bei der das persönliche Fachwissen oder schöpferische Begabung im Mittelpunkt steht. Es geht um Berufe, bei denen du wissenschaftlich, künstlerisch, schriftstellerisch, unterrichtend oder erzieherisch tätig bist – und zwar in eigener Verantwortung.
  • Freiberufler melden kein Gewerbe an und zahlen keine Gewerbesteuer. 
  • Sie erstellen eine Einnahmenüberschussrechnung zur Gewinnermittlung und sind nicht zur Bilanz verpflichtet. 

 

Gewerbliche Tätigkeit

Gewerbetreibende hingegen sind wirtschaftlich tätig mit dem Ziel, Gewinn zu erzielen – durch den Verkauf von Waren oder Dienstleistungen, die nicht zu den freien Berufen zählen.

  • Du musst dein Gewerbe beim Gewerbeamt anmelden. Das kostet je nach Stadt meist zwischen 20 und 60 Euro.
  • Du erhältst einen Gewerbeschein und wirst automatisch auch bei der IHK (Industrie- und Handelskammer) gemeldet.
  • Zusätzlich kommt hier die Gewerbesteuer ins Spiel – allerdings nur, wenn dein Gewinn über 24.500 Euro im Jahr liegt.
  • Als Gewerbetreibender mit einem Umsatz >800.000 € und einem Gewinn >80.000 € (Stand 2025) musst du eine doppelte Buchführung erstellen und bist zur Bilanz verpflichtet.  

 

Was zählt als freier Beruf?

Das Einkommensteuergesetz (§ 18 EStG) nennt eine ganze Reihe sogenannter Katalogberufe. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Ärzt:innen, Heilpraktiker:innen, Physiotherapeut:innen
  • Rechtsanwält:innen, Steuerberater:innen, Notar:innen
  • Architekt:innen, Ingenieur:innen
  • Journalist:innen, Autor:innen, Übersetzer:innen
  • Lehrer:innen, Dozent:innen, Coaches (je nach Ausrichtung)
  • IT-Berater:innen oder Softwareentwickler:innen (wenn individuell und schöpferisch tätig) 


Wenn du zu einer dieser Berufsgruppen gehörst oder deine Tätigkeit vergleichbar ist, bist du freiberuflich tätig.  

Wichtig!

Im Zweifelsfall nimmt das Finanzamt die Einstufung vor. Du kannst es dir also nicht aussuchen. Generell gilt: Ein skalierbares Business ist meist eine gewerbliche Tätigkeit.  

Was ist mit Mischformen oder unklaren Fällen?

Viele Selbstständige bieten Leistungen an, die sich nicht eindeutig zuordnen lassen. Zum Beispiel:

  • Du bist Texter:in, bietest aber auch Webdesign an.
  • Du entwickelst Software, verkaufst aber auch fertige Tools.
  • Du bist Coach, hast aber einen Online-Shop mit digitalen Produkten.


Hier kann es sein, dass ein Teil deiner Tätigkeit freiberuflich ist und ein anderer gewerblich und du musst beides beim Finanzamt angeben. In manchen Fällen brauchst du auch eine gesonderte Gewerbeanmeldung für den gewerblichen Teil. 

 

Fazit: So gehst du vor

  • Überlege dir genau, was du machst – und wie du deine Leistung beschreibst.
  • Prüfe, ob dein Beruf zu den freien Berufen zählt oder eher ins Gewerbliche fällt.
  • Bei Unsicherheit: Klärung mit dem Finanzamt oder professionelle Beratung.
  • Melde ggf. ein Gewerbe an.
  • Fülle den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung sorgfältig aus. 

 

Eine gute Grundlage für die wichtigsten steuerlichen Fragen bei Gründung bietet dir mein Minikurs Steuer-DNA. Er zeigt dir Schritt für Schritt, was steuerlich wichtig ist. So bist du gut vorbereitet, kannst gezieltere Fragen stellen und holst bei Bedarf mehr aus einer steuerlichen Beratung heraus.

Mehr zum Thema?

In unserem Hauptartikel Steuern & Buchhaltung – Grundlagen für Gründer im Überblick findest du eine kompakte Übersicht der häufigsten Fragen, die sich beim Start in die Selbstständigkeit stellen – inklusive hilfreicher Tipps und weiterführender Links.

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Barbara Kutzka, Steuerberaterin, sitzt am Schreibtisch vor einem Laptop.

Hey, ich bin Barbara – Steuerberaterin und Geschäftsführerin der TaxLounge Consulting GmbH. Und ja, auch wenn es viele nicht verstehen: Ich liebe Buchhaltung!

Mein Weg begann vor 30 Jahren mit einer Ausbildung zur Steuerfachangestellten. Seitdem begleiten mich Buchhaltung und Steuern jeden Tag – und ich weiß, wie herausfordernd sie für Selbstständige sein können. Die vielen Vorschriften machen es oft unnötig kompliziert.

Genau deshalb findest du hier im Blog praktische Tipps, die dir helfen, den Steuerdschungel zu durchblicken. Denn Buchhaltung und Businessplanung sind nicht nur wichtig für dein Unternehmenswachstum – sie dürfen sich auch leicht anfühlen und sogar Spaß machen!

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